- 306 (~Der Kuß«, 1871), )Nebo~ka Barbora« (»Die selige Bärbel«, 1873), sind in der cechischen Prosa bisher nicht wieder erreicht worden. Später versuchte Svetla auch das altertümliche Prag des 18. und 19. Jahrhunderts in einigen phantastisch angelegten Romanen zu schildern; aber da wächst alles ins Ungeheure und Immense, wilde Leidenschaften toben, geheimnisvolle Verbrechen werden begangen, grelle und gellende Farben werden überaldick aufgetragen, pathetische Herzensergießungen und rhetorische Tiraden unterbrechen die bedenklich verwickelte Handlung; die freisinnige und antiklerikale Tendenz tritt stets in den Vordergrund; zu dieser unerquicklichen Gruppe gehören die Romane »Na usvite« ()Morgendämmerung«, 1863) und )Zvoneckova kralovna« (»Die Königin zu fünf Glöcklein«, 1872). Während Karolina Svetla in den sechziger und siebziger Jahren ungemein produktiv war, versiegte später ihre schöpferische Kraft. Verschiedene Zeitfragen reizten sie noch immer, ihren Standpunkt belletristisch klarzulegen; es entstanden jedoch nur geistvolle Bekenntnisbücher, keine Kunstwerke mehr. Ihre große Persönlichkeit aber, die das ganze weibliche Geschlecht ihres Volkes in ihren Kreis zu bannen wußte, ragte hoch in stolzer Einsamkeit wie die einer Hohepriesterin des Idealismus bis zu dem Tod, der die fast siebzigjährige Greisin an der Jahrhundertwende getroffen hat. Die tragische Lebensauffassung, das edle psychologische Pathos, die großzügige Stileinheit, die sich im Wesen von Karolina Svetla vereinigen, sind bei keinem ihrer zahlreichen Mitbewerber auf dem Gebiete des Romans zu finden. Fast allen haben es die jungdeutschen Romandichter mit ihrer sozial-bürgerlichen Tendenz, mit ihrem fortschrittlichen Liberalismus, mit ihrer bequemen Theorie des Nebeneinander angetan; doch es vollzieht sich bei ihnen eine höchst bezeichnende Entwicklung von ausgesprochener Subjektivität und spätromantischer Sentimentalität zu einer objektiv epischen und realistischen Anschauung. Diese Schriftsteller, die mit überzeugter Teilnahme das Wachstum des liberalen cechischen Bürgertums betrachten, die für die Emanzipation des fünften Standes offene Augen haben und den für die cechische Nation durchaus bedeutungslosen Adel eifrig bekämpfen, wollten Bürger unter Bürgern sein und auf freiem