- 333 Glasarbeiter des Böhmerwaldes - die umfangreichen Romane »Im Paradiese des Böhmerwaldes( (1893) und »Aus der Welt der Waldeinsamkeih (1894), welche eine grofse Reihe verwandter Bücher eröffnen, sind wohl die besten - dringt er allerdings nie in die Tiefe. Geschickt fliclit er den konventionellen, erotischen Faden in eine eingehende Schilderung der eigenartigen Lebensverhältnisse an der böhmisch-bayrischen Grenze ein; leidenschaftliche Szenen umrahmt er gewandt mit breiten, lyrisch angehauchten Landschaftsschilderungen und so erwarten den Leser, der ja bei Klostermann keine feinere Psychologie, keine realistische Kunst suchen darf, immer neue Überraschungen. Auch gehören seine Bücher wohl zu dem Besten, was die cechische Litteratur auf dem Gebiete des Unterhaltungsromanes aufzuweisen hat. Keinem von diesen Novellisten wurde ein ähnlicher Erfolg zuteil, wie ihn am Anfange der neunziger Jahre K. V. Rais ernten konnte; kaum hatte er in zwei Bänden seine Erzählungen aus dem nord böhmischen Volksleben gesammelt, erklärte ihn das begeisterte Publikum, dem auch die Kritik aufrichtig zustimmte, für seinen Liebling, und man knüpfte die schönsten Hoffnungen an seinen Namen, als ob mit ihm die langersehnte realistische Kunst in Böh1l!en eingezogen wäre. Doch dieser Erzähler, dessen Gesichtskreis seine allzu engen Grenzen hat, konnte nicht mehr bieten, als was bereits in seinen allerersten Büchern enthalten war; er wiederholte sich später immer, erweiterte in seinen grofsen übrigens recht langweiligen Prosawerken den seelischen Inhalt seiner kürzeren Novellen, machte dem sentimentalen Geschmacke seiner Leser.,.immer neue Zugeständnisse; seinen Anschauungskreis hat er weder erweitert noch seine Psychologie vertieft. Heute, wo nur belanglose Nachträge zu seinem bereits abgeschlossenen Werke erscheinen, ist es kaum begreiflich, wie man von seinen Werken an eine neue Phase der cechischen realistischen Erzählung datieren wollte. Karel V. Rais (geb. 1859), dessen litterarische Anfänge in das Gebiet der Jugendlitteratur gehören, gibt sich als ein ganz schlichter, bescheidener Schriftsteller, der mit den einfachsten Kunstmitteln arbeitet: seine Schreibart ist ruhig und sachlich, seine Sprache ist volkstümlich und kunstlos, seine dürftigen landschaftlichen Schilderungen sind in Grau gehalten, seine ausführlicheri Beschreibungen der ländlichen Hauseinrichtungen, der