320 treter des cechischen Volkes, unter ihnen die Politiker Palacky, Sladkovsky, Rieger, der Dichter Erben, der Maler Manes, nach Rußland und huldigen hier förmlich der russischen Regierung. Die Jugend schwärmt für die beiden Klassiker des russischen Byronismus, Puschkin und Lermontow, deren epische Werke in den steifen Umdichtungen V. C. Bendis und Al. Durdik vorliegen, aber auch die Begründer der realistischen Kunst in Rußland, Gogol und Turgeniew, werden bei den Cechen bekannt und beliebt. Als in den Jahren 1876 und 1877 die Südslawen gegen die Türken für ihre Freiheit kämpfen, werden sie von den Cechen begeistert angejubelt, und auch die Russen, welche sich dann der Südslawen angenommen haben, entfachen in Böhmen leidenschaftliche Sympathien. Es hat ja schon früher der Novellist Prokop Chocholousek die serbischen und die montenegrinischen Helden mit einer warmen Teilnahme geschildert; auch die serbische Heldendichtung war bereits durch das Verdienst des deutschböhmischen Dichters Siegfried Kapper in Böhmen in Übersetzungen und Nachahmungen bekannt: jetzt fühlt sich ein feiner, in Frankreich ausgebildeter Historienmaler Jaroslav Cermak in Montenegro viel heimischer als in Böhmen; jetzt besingen Vaclav Solc und Eliska Krasnohorska die Balkaner Freiheitskriege; jetzt studiert der slavjanophile Journalist Josef Holecek, welcher den Schauplatz des balkanischen Freiheitskrieges als Berichterstatter der »Narodni Listy« kennen gelernt hat, das serbische und montenegrinische Leben aus der unmittelbarsten Nähe. Ja, diese schwärmerische Vorliebe für den slawischen Orient führt die cechischen Dichter bis unter den wilden, märchenhaften Kaukasus ; hier wird Svatopluk Cech zu seinem echt romantischen »Tscherokessen«, der sich eng an Puschkin anschließt, angeregt; hier findet ein begabter, überschäumender und abenteuerlicher cechischer Novellist Bohumil Havlasa unter den russischen Fahnen in seinem siebenundzwanzigsten Lebensjahre den Tod. Seine beiden litterarischen Freunde, ]. V. Sladek und Sv. Cech schicken ihm schwärmerische, verträumte Elegien nach, in denen leidenschaftliche Sehnsucht nach der freien Zauberpracht des europäischen Orients zittert. Auch in der cechischen Litteratur dieser Periode sind der Panslawismus und der Historismus die Triebfedern; was später auf diesen Gebieten geschaffen wurde, muß ebenfalls in diesem Zusammenhange geschildert werden.