- 321 Eine vollendete Synthese der beiden Tendenzen gibt in seinem poetisch ganz einheitlichen Lebenswerke der größte und zumal der populärste Dichter dieses Zeitraumes, Sv a top I u k Ce c h (1846-1908). Svatopluk Cech, dessen Name allein den Inbegrifdes nationalen Wesens in sich schließt, stammt aus einem kräftigen mittelböhmischen Bauernstamme , dessen Traditionen bis tief in das 17. Jahrhundert reichen. Des Dichters Vater, ein schlichter Domänenverwalter, war ein eifriger Patriot, ein begeisterter Panslawist, ein überzeugter Achtundvierziger, der für seine Beteiligung an den revolutionären Händeln schwer zu büßen hatte; bald gewaner den menschenscheuen, träumerischen Knaben, der in einer anmutigen, milden Ebene seine idyllische Jugend verbrachte, für seine Lieblingsideen. Als Prager Gymnasiast, der sich auf der altertümlichen, pedantischen und national durchaus indifferenten Piaristenschule so wenig wie in dem beschränkten und düsteren Knahenkonvikte des ursprünglich jesuistischen Klementinums wohl fühlte, las der junge Svatopluk Cech mit Vorliebe die begeisterten Dichter des modernen Freiheitsdranges und des antisozialen Trotzes; besonders Schiller, Byron, Puschkin und Macha traten in seinen Gedankenkreis und hinterließen bedeutende Spuren in seinen Jugendwerken. Im Jahre 1867 tritt der einundzwanzigjährige Jurist mit einer farbenreichen, dem Freiheitskampfe der Balkanvölker entnommenen Ballade in die Litteratur; es folgen neben vaterländischen Romanzen, volksmäßigen Liedern und humoristischen Gedichten zwei breit angelegte zyklische Werke, wo sich der poetische Traum mit der satten Zustandsmalerei abwechselt; nach sechs Jahren veröffentlicht er ein wundervolles Epos, das großartige Freskogemälde aus dem Hussitenkriege »Adamitt:~« (»Die Adamiten~, deutsch von J. Weinberger 1913), dessen kräftigen Wurf wir noch heute bewundern müssen; dadurch wird er eine anerkannte Größe in der cechisehen Dichtung, wo er bald über Halek und Neruda gestellt wird. Gewissenhaft erweitert der mit strengster Autokritik und mit rührender Demut vor der Kunst gewappnete Dichter seinen Gesichtskreis: er studiert fremde Sprachen und Litteraturen, er beschäftigt sich eingehend mit. der Geschichte, er erwirbt umfassende ethnographische und philologische Kenntnisse; auf die öffentliche Laufbahn eines Rechtsanwaltes verzichtet er aber bald. ]aku bec-Novak. Cechlsche Lltteratur. 21