- 329 Panthern, Lianen und Reisfeldern zu bedeuten haben: im Sinne der äußersten Linken des fortschrittlichen Nationalismus der neunziger Jahre eifert hier Sv. Cech gegen den Zentralismus, den Militarismus, die Gewaltherrschaft der Wiener Regierung, heißt die revolutionären Bestrebungen der Jugend willkommen, greift leidenschaftlich den sklavischen Geist seiner Nation an. Bisweilen glaubt man Anklänge an den radikalen Sozialismus aus diesen »Liedern eines Sklaven~ zu hören: doch man lasse sich nicht von dieser nur dekorativen Einkleidung täuschen der eigentliche Standpunkt Svatopluk Cechs war und ist immer patriotisch und liberal geblieben. Mit dem indifferenten Liberalismus teilt er auch die Hilflosigkeit den religiösen Fragen gegenüber, die mit seiner ehrlichen Vorliebe für die böhmische Reformation in einem gewissen Widerspruche steht; erst spät hat er sich, in seinen »Modlitby k Neznamemu~ (»Gebete zum Unbekannten~, 1896), zu einem formlosen, vagen Pantheismus bekannt, der bei ihm durch eine weichliche und haltlose Humanität ergänzt wird. In diesen zwei letzten pseudolyrischen Büchern, wo die großen Fragen der politischen Freiheit und des religiösen Glaubens des Dichters Seele bedrängen, finden sich auch idyllische Einlagen, welchen wir bereits in seinen epischen Kompositionen begegnet sind. Je älter der Poet wurde, desto öfters flüchtete sich sein zartes Gemüt in das duftige Reich der unschuldigen Idylle, welches eng an das Gebiet der teuersten Jugenderinnerungen grenzte; darin war er dem polnischen Klassiker Mickiewicz, den er schon als Knabe eifrig gelesen und verehrt hat, nicht ganz unähnlich. Das anmutige, archaistisch ausgestattete idyillische Epos» Vaclav Zivsa« (1889-1891), welches sich als die einzige Ausnahme in der modernen cechischen Dichtung der quantitierenden Prosodie bedient, verbrämt autobiographische Züge mit Motiven aus der nationalen Wiedergeburt, ohne ein einheitliches Ganzes zu bilden; altmodische Sentimentalität des trauten Weihnachtsbildes »Snih~ (»Der Schnee~, 1894) wird durch süßliche lyrische Zwischenspiele erhöht. Auch Sonstiges verrät bei Sv. Cech den Idylliker. Für die aufrüttelnden Leidenschaften und die grauenvollen, unglaublich verwickelten Wirklichkeiten der modernen Existenz ist in seinem "\\T erke ebensowenig Platz wie für die geheimnisvolle Tragik der Alltäglichkeit oder für feine