- 330 Schwingungen der modernen Seele. Auch ist Gech kein Erotiker; seine Frauengestalten sind matt, schemenhaft, konventionell; sein Verhältnis zum Weibe ist das eines vereinsamten, ältlichen, menschenscheuen Garc;:on: schüchtern, süßlich, nebelhaft; nur in einigen Novellen finden sich bei ihm feine Mädchenköpfchen. Neben der Idylle waren es noch die humoristische Erzählung und das satirische Gedicht, wohin sich Sv. Gech vor seinem tendenziösen Pathos, vor seiner zeitgemäßen Problematik, vor der rhetorischen Manier zu flüchten pflegte. In einem anmutigen Märchen, in einem parodistischen Tierepos, in einem tollen Traumgesichte setzt sich der liebenswürdige Poet, ein echter Heineschüler, eine Narrenkappe auf, und nun müssen der Gelehrtendünkel , die Ausländerei , die Modesucht , die pedantische Kritik, die politische Charlatanerie, der poetische Snobismus, das banause Spießbürgertum manchen Streich seiner Pritsche erfahren. Neben den zarten »Petrklice~ (»Himmelschlüssel~, 1883, deutsch von Zd. Fux ]elensky, Wien 1892), einem frischen Märchen, das mit seiner Verschmelzung der duftigsten Poesie und der humoristischen Satire an Andersens Märchenkunst erinnert, ist von diesen Schöpfungen noch der köstlich übermütige »Hanuman~ (1884) zu nennen, jenes Werk, das dem Dichter selbst am liebsten war. Als Vorkämpfer der europäischen Pseudokultur, der verlogenen Unnatur im modernen Leben werden hier indische Affen geschildert, bei denen das emanzipierte Europäerturn zu einem leidenschaftlichen Staatsstreich wird und so die wildesten Triebe und Regungen entfesselt, um zuletzt zu einer Schmach zu führen. Hier spricht ein romantischer Naturschwärmer , ein verspäteter Rousseauist, der im Grunde den ganzen Lug und Trug des sogenannten Fortschritts verwirft; doch dieser Romantiker versteht vorzüglich die große Kunst »ridendo dicere severum~ und beherrscht dabei die feinsten und zugleich wirksamsten Mittel der grotesken Komik. Svatopluk