- 336 Doch die Popularität des bekanntesten cechischen historischen Romandichters Al 0 i s J i ras e k (geb. 1851) ist noch größer. Seine Romane und Novellen erschienen sämtlich in mehreren Auflagen; die Mittelschule wirbt planmäßig für den wackeren Gymnasiallehrer, dessen Schriften zugleich belehrend und veredelnd auf die Jugend wirken; das Nationaltheater führt seine Stücke mit dem größten Kraftaufwand auf; seine Bücher werden immer von der Akademie oder verwandten Institutionen preisgekrönt; die angesehenen Litterarhistoriker wetteifern im Lobe Jiraseks; seine Landsleute selbst übersetzen ihn, doch bisher ohne besonderen Erfolg, ins Deutsche; und würde man einen ,einfachen Mann aus dem Volke fragen, ob er einen cechischen Schriftsteller kenne, so würde seine Antwort gewiß ) Jiraseh lauten. Die jugendlichen Eindrücke waren von bestimmender Macht für die spätere Entwicklung Jiraseks. In dem kleinen Grenzstädtchen Hronow bei Nachod aus Handwerkerkreisen geboren, stammte er aus dem knorrigen Geschlechte der armen Bauern und Weber des Adlergebirges, welche sich ebenso in ethnographischer wie religiöser Hinsicht ihre bodenständige Eigenart lange erhalten haben. Die Bauernaufstände des 17. Jahrhunderts lebten noch im Gedächtnisse aller, und man brauchte nur einen kurzen Spaziergang aus Hronow zu machen, um die Markgrafschaft Glatz, das frühere Eigentum der böhmischen Krone, zu erreichen, die so beredt von den blutigen Kriegen des großen Preußenkönigs gegen Österreich zu erzählen wußte. Es blieb keineswegs bei nur historischen Erinnerungen: der Krieg von 1866 bricht aus, die Preußen überschwemmen mit ihren Scharen die Umgebung von Hronow und erstreiten bei Skalitz und N achod , in der nächsten Nähe des Geburtsortes Jiraseks, ihre Siege: der begabte, für Soldaten und Pferde kindlich schwärmende Knabe erlebte und betrachtete mit eigenen Augen den Einzug des deutschen Heeres, das blutige Schauspiel der Schlachten, die schmerzhaften Niederlagen seiner Landsleute. Der spätere Schlachtenmaler, bei welchem schon früh die zeichnerische Begabung an den Tag tritt, machte hier seine ausschlaggebenden Erfahrungen. Bei den deutschen Piaristen in Braumau lernte er das altertümliche Schulwesen, an dem vorzüglichen cechischen Gymnasium in Königgrätz .die nationale Begeisterung der Jugend kennen; schon damals