- 341 sonders in )Rozina sebranec~ ()Rozina, der Findling~, 1906) und )Magister Campanus~ (1909), von seinen älteren Arbeiten abgesehen, so vortrefflich abkonterfeit hat, lebt und webt dieser originelle Meister, der bisher den Höhepunkt der historischen Erzählung bei den Cechen bedeutet. In der Zeit, da die slawische Idee das Leben wie die Litteratur in Böhmen mächtig durchdrang, da die Politiker wie die Dichter der slawischen Wechselseitigkeit unermüdlich dienten, wurde auch in der cechischen Öffentlichkeit größere Aufmerksamkeit auf das slowakische Schrifttum in Ungarn gelenkt. Auch in der ungarischen Slowakei war in der schwülen Reaktionszeit, die auf die wild aufgeloderte revolutionäre Begeisterung der slowakischen Patrioten gefolgt war, das litterarische Leben gänzlich gehemmt, und in der im Jahre 1850 orthographich geregelten slowakischen Schriftsprache erschienen gar wenige Bücher. Erst in den sechziger Jahren rührte sich in der Slowakei wieder ein frisches, vielversprechendes litterarisches Leben. Eine neue Generation versammelt sich in einigen, die cechischen Vorbilder nachahmenden Musenalmanachen; eine großartig angelegte patriotisch litterarische Institution, die )Matica Slovenska~ wird feierlich begründet, neue Zeitschriften treten ins Leben, mehrere slowakische Städte werden zu Mittelpunkten des geistigen Webens. Was geschrieben und gedruckt wird, gehört noch immer der poetischen Spätromantik mit ihrer panslawistischen oder patriotischhistorischen Färbung an: der größte slowakische Poet, Ondrej Sladkovic, veröffentlichte die Spätfrüchte seines bereits erlahmenden Talentes; der fruchtbare Viliam Pauliny T6th (1826 -1877) und der frühverstorbene Ludovft Kubani (18301869) wollen durch ihre historische Novellistik, die ungefähr dem cechischen historischen Genre vor Jirasek entspricht, unmittelbar auf das nationale Bewußtsein ihres Stammes einwirken. Dann macht die magyarische Regierung in den ersten siebzig Jahren dem schönen litterarischen Aufblühen ein unbarmherziges Ende: ein stolzer, gewaltsamer Zentralismus verschließt slowakische Schulen, verbietet slowakische Zeitschriften, hebt patriotische Institutionen wie die) Matica Slovenska~ auf; die Schwachen und Unbeständigen weichen der Gewalt, die Starken verstummen hoffnungslos. Der passive, träumerische Charakter die Slowaken, der nebelhafte, halbmystische Idealismus, zu welchem die slowa-