- 353 (»Annalen der Liebe«, vier Bände, 1889-1892) sind es glühend erotische Geschichten des ritterlichen Abendlandes; in der vierteiligen )Karolinska epopeja~ ()Karolingischen Epopöe«, 1895) ist es die Tafelrunde Karl des Großen, um nur seine umfassendsten zyklischen Epen zu nennen. Zeyers zahlreiche Erzählungen, die in den Sammelbänden ) Novellen c, )Mythen der Sosana«, )Phantastische Erzählungen«, )Restaurierte Bilder« vereinigt sind, und aus denen Harmuth Laukota eine gute deutsche Auswahl unter dem Titel »Geschicp.ten und Legenden~ (1903, München) geliefert hat, zerfallen in zwei chronologisch geschlossene Gruppen. Bis zur Mitte der achtziger Jahre improvisierte Zeyer wilde Geschichten mit verworrener Handlung, mit grellen Effekten, mit seichter Psychologie; stofflicher Exotismus, ungenügendes lokales Kolorit, hastige, oft fehlerhafte Sprache machen diese tollromantischen Erzählungen ungenießbar. Ein einziges Werk dieser vorbereitenden Periode h~t nichts von seinem romantischen Glanze verloren: ich meine seinen breitangelegten, meisterhaft erzählten Ritterroman )0 vernem pfatelstvi Amise a Amila~, ()Roman von der treuen Freundschaft des Ami! und des Amii« , 1880, deutsch von ]6za Höcker 1904). Die späteren Erzählungen Zeyers verraten die strengere Zucht eines gereiften Künstlers: die Einheit der Handlung wird beachtet; die epischen Motive werden scharf ausgearbeitet; die Charaktere werden mit wenigen Strichen gezeichnet. Die lokale und zeitliche Farbengebung gewinnt an Echtheit und Stimmung; die Sprache empfängt die lyrische Klangfarbe und den leidenschaftlichen Rhythmus; manchmal deutet der Dichter seine Erzählung symbolisch. Am höchsten stehen seine Legenden, in denen wir einem herrlichen Primitivisten von zartem religiösem Kinderherzen begegnen, und von ihnen sind die tiefen ) Tri legendy 0 krucifixu« ()Drei Legenden vom Kruzifix«, 1895, deutsch von Com. Spera 1906) wohl die schönsten. In dieser reifen Zeit entstand auch Zeyers großer Roman )Jan Maria Plojhan (1891, deutsch von Fr. Hlavac 1908), in dem der Dichter sein innerstes Wesen bloßgelegt und poetisch verherrlicht hat. Hier enthüllt sich ganz klar seine glühende Sinnlichkeit und seine träumerische Schwärmerei, seine leidenschaftliche Exaltation in Religion und Liebe; sein aristokratischer Stolz und seine christliche Demut; sein intensives nationales Gefühl, das in der historisch-elegischen Stimmung ]akubec-Novak, Cechische Litteratur. 23