- 372 lebnisse nur lyrische Dekorationen; als er an der Schwelle des Jahrhunderts Dramaturg des cechischen Nationaltheaters wurde, wußte er seinen vorzüglichen Sinn für das Dekorative, für die impressionistische Stimmung des Ensembles in der Regie vortrefflich zu verwerten. Die beiden großen kosmopolitischen Dichter Zeyer und Vrchlicky wollten auch die cechische Bühne erobern, doch man dürfte nicht behaupten, daß es ihnen gelungen wäre. Im Jahre 1881 wurde der neue Monumentalbau des cechischen )Nationalen Theaters« vollendet; doch kaum war der Bau fertig, zerstörten ihn Flammen. ]aroslav Vrchlicky, welcher den allmählichen Fortschritt des Theaterbaues mit begeisterten und geistreichen Versen begleitet hat, gab dem nationalen Schmerze über die Vernichtung des dem Volke heilig gewordenen Gebäudes einen beredten Ausdruck; zugleich ermahnte seine pathetische Muse die gesamte Nation, das großartige Werk aus Trümmern und Asche neu und verjüngt wie Phönix hervorsteigen zu lassen. Sein in der Form einer italienischen Kanzone gehaltenes Gedicht erschien unter dem bezeichnenden Titel »Pantheon« (1883). Damals zeigte sich die Opferfreudigkeit des cechischen Volkes in einem so glänzenden Lichte wie noch nie vorher; aus freiwilligen Beiträgen, zu denen auch einfache Arbeiter und arme Dienstmädchen beisteuerten, wurde nach zwei ] ahren ein neues, elegantes Gebäude im Renaissancestil , das )Narodni divadloc, am rechten Ufer der Moldau errichtet, welches auch die cechische Bau- und Bildhauerkunst sowie die dekorative Malerei in der Epoche ihrer Vollendung zeigte. Doch während die Oper, welche Smetana unter den Einfluß Richard Wagners gestellt hatte, durch Werke von Smetana, Dvorak, auch das Aufsehen des Auslandes an sich lenkte, konnte das Schauspiel, das mit der Oper die Bühne teilte, mit ihr nicht wetteifern. Ein geschickter Theaterdirektor, Fra nt i s e k A d 0 1f Sub e r t (geb. 1849), welcher eine journalistische Begabung und Schulung auch als Dramatiker nicht verleugnen konnte, pflegte das pathetische Drama mit großen wirkungsvollen Massenszenen, mit prunkhaften Schaustücken im alten Stil und wußte durch Einladungen fremder Künstler den Geschmack seiner Schauspieler sowie seines Publikums zu läutern. Unter den Schauspielern dieser Gruppe stellte die männliche Erscheinung des schwungvollen Jakub Seifert (geh. 1846) die