- 378 die auch ihre Schrullen und bizarre Einfälle hat, spricht aus diesem Werke. Bartos war eine wunderliche Kreuzung von Pedanterie und von kindlicher Naivität, von philologischem Gelehrtendünkel und volkstümlicher Schlichheit, von professorenhafter Monomanie und dem köstlichsten Humor, eine wunderbare Mischung der ehrlichsten Begeisterung ftir jeglichen geistigen Fortschritt des leidenschaftlich geliebten mährischen Volkes und eines bedenklichen Klerikalismus. Auch war Bartos, im Gegensatze zu seinem größeren Zeitgenossen und Antipoden J. Gebauer, ein kleinlicher und hartnäckiger Purist, dessen Bestrebungen um die Reinheit der Schriftsprache und ihre Bereicherung durch die Mundarten die freie Entwicklung der Sprache eher lähmten als förderten. Man wird Bartos gewiß nur aus den speziell mährischen Kulturverhältnissen erklären und verstehen können; dasselbe gilt vielleicht in einem noch höheren Grade von einem anderen geistigen Ftihrer Mährens in den achtziger Jahren, von dem kampf- und schreiblustigen Pfarrer Va cl a v K 0 s m a k (18431898). Liest man Kosmaks umfangreiche, chronikartige Romane oder seine kurzen derben Erzählungen aus dem mährischen Volksleben, so muß man an Jeremias Gotthelf, den großen Epiker aus dem Emmentale, denken. Derselbe naive Naturalismus, der vor keiner schmutzigen Szene zurtickschrickt , derselbe breite epische Str.om, dieselbe kampfmäßige , harte Bauernmoral , dieselbe wilde, leidenschaftliche Zank- und Streitlust, derselbe urwüchsige, oft ganz ungehobelte Humor tritt uns hier wie da entgegen. Doch bei Kosmak drängt sich neben die volksttimliehe Moral und die kirchliche Lebensauffassung auch eine ausgesprochen ultramontane Tendenz, welche über den Liberalismus und das Judentum, den Sozialismus und die freisinnige Presse, die freie Schule und den modernen Industrialismus strenges Ketzergericht hält, sehr in den Vordergrund; und so muß der Epiker allzu oft dem klerikalen Tendenzschriftsteller weichen. Ebenso verleidet uns aufdringliche Moral und Polemik seine kleinen halbnovellistischen Skizzen, die er als »Obrazky z kukatka~ (»Bilder aus einem Guckkasten~, 1883-1892) in einem Rahmen vereinigt hat: kleine Szenen aus dem Volksleben, anmutige Schilderungen der mährischen Natur, frische Charakteristiken einzelner Dorftypen werden durch die allzu dick aufgetragene Tendenz oft verdorben.