- 380 Neigungen zu Volk, Natur, Jagd, und nach dem südböhmischen Dorfe ) Hostisov« (1907), wo er den Sommer zu verbringen pflegt, benennt er sein Lieblingsbuch, in welchem frische Skizzen aus dem Tierleben mit Schilderungen der eigenartigen Volkstypen , zarte Naturbilder mit historischen Reminiszensen abwechseln. Wie Herben, ist auch Alois Mditik (geb. 1861), welcher als Volksschullehrer inmitten der slowakischen Bevölkerung in Südmähren lebt, ein gewissenhafter, in der Volkskunde geschulter Chronist der Slowaken, die er, dem großen slowakischen Pleinairist J6za Uprka nicht unähnlich, sowohl bei d.er Arbeit als auch bei ihren Festlichkeiten verständnisvoll und genau beobachtet; ihre Sprache und Sitten, ihre Tracht und Bewegungen erfaßt er geradezu kinematographisch. Sein breit angelegtes Hauptwerk »Rok na vsi« ()EinJahr im Dorfe«, 1903, in neun Teilen) bleibt ein vorzügliches Dokument der cechischen Volksseele, darf aber kaum als ein eigentliches Kunstwerk betrachtet werden. Ganz wesentlich ist der Unterschied zwischen den Novellisten Mährens und denjenigen Erzählern, die das böhmische Landvolk schildern. Während jene die bunte Fülle des überschäumenden Volkslebens, das üppige Schwelgen in- farbenreichen Massenszenen, die wild aufbrausende Dramatik äußerer Erlebnisse, die leidenschaftliche Erotik bevorzugen, bieten diese eher schlichte Familiengeschichten, düstere Schattenbilder der trostlosen Existenz der vom Schicksale geknechteten Bauern und Häusler, wortund farbenkarge Episoden aus dem schweren Kampfe ums Brot, novellistische Beiträge zur Psychologie der religiösen Schwärmerei im Volke. Die beiden Erzähler der älteren Generation, Stasek und Klostermann , konnten die überlebte, äußerliche Romanmanier, die in dem Wirklichen nur das Interessante, in dem Interessanten nur das Sensationelle sucht, nie los werden; sie verschmähten die wunderlichen Liebesabenteuer, verwickelten Familienverhältnisse, geheimnisvollen Schicksalswirrungen in ihren Romanen nicht. Den romantischen Psychologen der nordböhmischen Volksseele Antal Stasek haben wir bei jener Litteraturgruppe kennen gelernt, zu welcher er sich durch seine Anfänge anreiht: bei den Erzählern der Pflegerschule, die von der Technik des Jungen Deutschlands abhängig sind. Als seinen Gegensatz kann man Kar e I Klo s t e r man n (geb. 1848) bezeichnen; allerdings nicht