- 383 namentlich >Zapadli vlastenci« (»Die weltfernen Patrioten«, 1894) und >Zapad« (>Sonnenuntergang«, 1899) - aus dem Leben der alten Schulmeister und patriotischen Landpfarrer aus der Zeit der nationalen Wiedergeburt, die in der erbärmlichen Enge ihres Lebens und Wirkens so ausführlich behandelt und so begeistert gepriesen werden, als ob jeder von diesen Landpfarrern ein Dobrovsky, ein jeder von diesen Volksschullehrern ein Safafik gewesen wäre; dazu gesellt sich noch eine süßliche Erotik etwa im Stile der Backfische und ein rührseliger Patriotismus in der Art eines Tyl oder eines TfebizskY. Für das geistige Leben des cechischen Volkes zeigt Rais wie einst Pravda wenig Verständnis; religiöse Probleme, politische Fragen, soziale Klassenkämpfe interessieren seine schlichten Helden aus dem Volke überhaupt nicht; und doch konnte sowohl in der älteren Zeit Karolina Svetla als auch in der neueren Litteratur Stasek viele Typen religiöser Schwärmer, politischer Enthusiasten, sozialer Fortschrittler aus benachbarten Kreisen vorführen; auch Jirasek, dessen trockener Kunst das Studium des volkstümlichen Lebens neue Säfte zugeführt hat, wies auf die latenten religiösen Kräfte. In der neueren Zeit wird nun auch diesen wichtigen Fragen gebührende Aufmerksamkeit geschenkt~ zumal da sie zugleich den Aufschluß über den Zusammenhang der religiösen Bewegung der Vergangenheit mit der gegenwärtigen Volksseele geben. Beide Schriftsteller, Josef Holecek und Frau Tereza Novakova, die in dieser Richtung tätig sind und so dem novellistischen Volksstudium neue Bahnen gewiesen haben, fanden ihre persönliche Note verhältnismäßig spät, nachdem sie schon jahrelang litterarisch tätig waren. J 0 s e f Hol e c e k (geb. 1853), ein Slavjanophil vom reinsten Wasser, ist immer ein Utopist geblieben; für seine panslawistischen Träume, die in entschiedenem Gegensatze zu dem gegenwärtig in Böhmen vorherrschenden Westeuropäertum sind, macht er eifrige Propaganda als Journalist, als Politiker, als Novellist. Holecek, welcher das südslavische Heldenepos und die nationale Lyrik der Serben, aber auch die >Kalevala« der Finnen vorzüglich übersetzt hat, predigt den engsten Anschluß an den slawischen Osten, verherrlicht die Kosaken, untersucht die Lebensbedingungen im heutigen Rußland, stellt montenegrinische Helden seinem Volke als Muster vor; ganz eigentümlich mischt sich bei ihm kon-