- 396 ganz oberflächlichen Sensualismus, einen kokett femininen Zug; die Eleganz war verlogen und oft ganz sinnlos; neben Balzac und Flaubert, die Hladik oft verherrlicht, ließ er sich auch von Ohnet und vom späteren Bourget beeinflussen; der leichte Konversationsstil verschmähte auch die billigsten feuilletonistischen Floskeln nicht - so hat den ehrlich aufwärts strebenden Romanpsychologen der nach Erfolg haschende Modeschriftsteller verdrängt. Die Entwicklung des cechischen realistischen Dramas geht mit der Geschichte des Realismus im Romane und in der Novelle Hand in Hand; ja, es tauchen hier dieselben Namen auf. Doch hier wurde kein bedeutendes Werk geschaffen, das sich fremde Bühnen erobern und dadurch seine Wirksamkeit erproben könnte; auch das Beste, was auf dem Gebiete des realistischen Schauspieles hervorgebracht wurde, war nur von lokaler Bedeutung oder nur in seiner Entwicklungsreihe beachtenswert. Fremde Einflüsse, wie der russische Realismus, das Ibsensche Drama, die deutsche naturalistische Schule, zeitigten fast keine Früchte in der cechischen Bühnendichtung, wiewohl die Kritik die fremden dramatischen Reformer kundig und liebevoll interpretierte und das cechische Theaterpublikum für das Verständnis derselben allmählich erzogen wurde. Selbst die Schauspieler, die für ihre realistischen Rollen eingehende Studien im Leben machen und zahlreiche Vorbilder finden konnte, taten hier ihr möglichstes. Als die cechischen Dramatiker ethnographische Genrekunst, volkstümliche Kleinmalerei bevorzugten, besaßen sie in J i n d f ich Mosna (1837-1911), einem genialen Komiker, den besten Darsteller für Originale aus dem Volke, der seine altertümlichen Figuren mit packender Kraft und eigenartigem Humor vorführte; unter den jüngeren Künstlern fand besonders Frau M a r i e H ü b n e r 0 v a (geb. 1865) für die derben Frauengestalten des realistischen Dramas packend menschliche Töne. Endlich wußte Frau Hana Kvapilova (1860-1907), ein sehr kompliziertes modernes Frauenwesen in der Art von Eleonora Duse oder Agnes Sorma, mit ganz erstaunlicher psychologischer Tiefe und taufrischem, lyrischem Zauber die Leidensgeschichte des Weibes und seine sehnsüchtigen Träume von neuer Schönheit und Herrlichkeit des Lebens zu interpretieren; aber als sie sich zu einer Monumentalität, ja klassischen Schönheit der Darstellung er-