12 mit unterbewußt wirkenden Kräften ihres Rassenslaventums reagieren, unterwarf sich ihr Volk und ihr Schrirttum vorerst mittels der gemeinschaftlichen kirchenlateinischen Grundlage; auch in Böhmen sind in den ersten Ansätzen der Entwicklung die Träger der Literatur fast ausschließlich Kleriker. Der Ritterfeudalismus dringt nach Böhmen auf dem deutschen Vermittlungswege ein und bringt deutschen Stoff und deutsche Form in die Literatur mit herein, aber der Volks geist und das nationale Bewußtsein stellt sich erfolgreich zur Wehr gegen die vordringende literarische Germanisierung, welche bloß ein Ausdruck der allmählichen Germanisation der cechischen vorhussitIschen Volksgemeinschatt ist. Von viel geringerer Tragweite zeigen sich die romanischen, französischen und italienischen Einflüsse, die sich schon im ersten Jahrhundert der Literatur, offenbar unter der Einwirkung der Luxemburgerdynastie bemerkbar tmachen und dIe für die allerersten Anfänge der religiösen Bewegung und des Humanismus wohl nicht ohne Belang sind. Das Hussitenturn und das Böhmische Brüdertum schwemmt sie dann mit einem Stoß durch eine mächtige nationalbewußte Welle hinweg, ohne es treilich verhindern zu können, daß neuerdings die deutsche Reformation und der .deutsche Humanismus zur Herrschaft gelangten über die cechischen Geister, deren Orientierung in großem Maße einseitig und deren Originalität sehr zweifelhaft ist. Die vielfältigen und verschiedenartigen Einwirkungen der romanischen Welt, unter denen die bildende Kunst und die Musik in Böhmen seit dem 16. bis 18. Jh. steht, haben keine Analogie im Schrifttum; Gedanke, Geschmack und Stil, ja, sogar die Sprache werden immer mehr vom deutschen Geist abhängig. Daher steht unter den Forderungen der nationalen Wiedergeburt anfangs des 19. Jhs. die Entdeutsehung an erster Stelle, aber es ist dies ein ungewöhnliches Paradoxon, daß die cechischen Wiedererwecker die innere und äußere Germanisierung hauptsächlich mit den Waffen bekämpfen, die vor allem in der deutschen Rüstkammer geschmiedet worden waren und deren sich insbesondere die nachnapoleonische und antinapoleonische Romantik in Jena, Heidelberg und Wien bedient hat. Die literarischen Vorkämpfer, gestützt auf ihre weitreichenden Kenntnisse der nichtdeutschen, dichterischen, wissenschaftlichen und philosophischen Welt: Jungmann der französischen, Palacky der englischen, Macha der polnischen, Havlicek der russischen, sind bestrebt, von dort Gedanken und Werke herüberzubringen, aber der allgemeine Geist erscheint während des Zeitalters des